Seit Monaten lässt sich ein Rückgang der Arbeitslosenquote in Bayern beobachten, es herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Nur eine Gruppe von Menschen profitiert davon nicht: Bei Menschen mit Behinderung steigt die Arbeitslosigkeit. Rund 75% der Menschen ohne Behinderung können ihren Lebensunterhalt durch ihre eigene Erwerbstätigkeit bestreiten, aber nur 35% der Menschen mit Behinderung können dies.
Seit Monaten lässt sich ein Rückgang der Arbeitslosenquote in Bayern beobachten, es herrscht nahezu Vollbeschäftigung. Nur eine Gruppe von Menschen profitiert davon nicht: Bei Menschen mit Behinderung steigt die Arbeitslosigkeit. Rund 75% der Menschen ohne Behinderung können ihren Lebensunterhalt durch ihre eigene Erwerbstätigkeit bestreiten, aber nur 35% der Menschen mit Behinderung können dies. Die Armutsgefährdungsquote bei Menschen mit leichter Behinderung beläuft sich auf 16,4%, bei Menschen mit schwerer Behinderung auf 22,0% – das überdurchschnittlich hoch.
„Von Chancengleichheit kann hier noch lange nicht die Rede sein!“, stellt die Allgäuer SPD-Abgeordnete Ilona Deckwerth fest. „Dabei ist eine gleichberechtigte Teilhabe am Arbeitsleben Grundvoraussetzung für gelingende Inklusion! Es gibt unzählige Stellschrauben an denen rasch und tatkräftig gedreht werden muss.“ Aus diesem Grund hatte die inklusionspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion gemeinsam mit der sozialpolitischen Sprecherin Doris Rauscher zum Inklusionsfachempfang in den Bayerischen Landtag eingeladen. Dieser Einladung folgten zahlreiche Engagierte und Betroffene rund ums Thema Inklusion aus ganz Bayern.
In verschiedenen Impulsbeiträgen wurde das Thema Inklusion in der Arbeitswelt näher beleuchtet: Thomas Bannasch von der LAG Selbsthilfe nahm die Betroffenenperspektive ein und zog Bilanz über die neuen Teilhabegesetze aus Sicht der Menschen mit Behinderung. Johannes Kolb von der Münchner Agentur für Arbeit stellte neue Wege für die Inklusion von Menschen mit Behinderung auf den Arbeitsmarkt vor. Der Geschäftsführer der Allgäuer Werkstätten, Michael Hauke, berichtete der über die wichtige Rolle von Werkstätten und seine aktuellen Erfahrungen aus der Praxis.
Mehr Transparenz und Akzeptanz
Sowohl in den Gastbeiträgen als auch in der anschließenden angeregten Diskussion kamen zwei zentrale Forderungen auf. Erstens mehr Aufklärung und Transparenz über all die Möglichkeiten an der Arbeitswelt teilzuhaben, die es für Menschen mit Behinderung gibt. Zweitens der Wunsch nach Akzeptanz von Förderstätten, Werkstätten für Menschen mit Behinderung und dem ersten Arbeitsmarkt als gleichberechtigte Möglichkeiten. Keine der beiden sei prinzipiell besser oder schlechter, sondern nur eines sei entscheidend: individuell das passgenaue Angebot zu finden.
Michael Hauke ergänzte das um eine weitere hochaktuelle Sorge der Betroffenen. Diese sei verbunden mit einem klaren Auftrag: Die Politik darf sich nach dem Beschluss des neuen Bundesteilhabegesetzes nicht aus den Entwicklungen rund um das Gesetz zurückziehen – die Weiterentwicklung und Ausgestaltung darf nicht allein auf Verwaltungsebene vonstattengehen.
Im Anschluss daran präsentierte Deckwerth die geplanten Initiativen der SPD-Landtagsfraktion für die nächste Legislaturperiode. „Wir haben bereits ein ganzes Antragspaket ausgearbeitet“, berichtet sie. „Unsere Forderungen reichen vom Ausbau inklusiver Horte, über das dringend überfällige Wahlrecht für Menschen, die unter Betreuung stehen, bis hin zu – passend zum Thema des Abends –verbesserten beruflichen Entfaltungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung.“
Weitere Ziele in der Inklusionsarbeit
Ilona Deckwerth freut sich über das bereichernde Fachgespräch: „Ich bin begeistert, dass Expertinnen und Experten von überall her den Weg heute in den Landtag gefunden haben. Ich denke von diesem Abend hat jede und jeder hier profitiert – wir konnten uns über aktuelle Themen im Inklusionsbereich über alle Professionen hinweg austauschen und neue Kontakte knüpfen. Für mich als Sprecherin für Menschen mit Behinderung und Inklusion ist dieser fachliche Input aus der Praxis unentbehrlich und ich habe nun wieder so einiges auf meiner Liste, das ich in den Landtag einbringen möchte – beispielsweise das Thema Unterstützung von Menschen mit Behinderung in Außenarbeitsplätzen oder die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebern auf dem ersten Arbeitsmarkt und Inklusionsbetrieben.“
Bildunterschrift und –nachweis:
Die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, MdL Doris Rauscher, begrüßte die Gäste des Fachgesprächs zu Inklusion.
Foto: Felix Haelbich